Der Wasserschaden
- Daniel Costantino
- vor 4 Tagen
- 10 Min. Lesezeit
Spätnachts von einem Kinobesuch und einigem Wein heimgekehrt, musste er auf dem Sprung ins Bett noch einmal in die Kleider schlüpfen und seiner Nachbarin die Tür öffnen, die wie ein aufgeschrecktes Reh zwischen seiner und ihrer Wohnung hinundher sprang, Wasser! Wasser fliesse im Bad von der Decke herab. Ja, es tropfte tatsächlich stark herunter bei ihr drüben, und er ahnte schon, was geschehen war: sein alter Freund, der im obern Stock direkt über ihr wohnte, hatte den Wasserhahn nicht zugedreht und musste schlafen gegangen sein. Das war ihm schon einmal passiert, damals hatten sie beide seine zugemüllte und vom Wasserschaden stinkende Wohnung in wochenlanger Arbeit vor dem endgültigen Untergang retten und alles entwässern, entrümpeln, trocknen und zusammenflicken müssen.
In der Wohnung seines Freundes gab es einen einzigen schmalen Pfad, einen dünnen Streifen in der Mitte, auf dem man, die Ellenbogen streng am Körper, auf Zehenspitzen gehen konnte. Rechts und links durfte man an nichts stossen, sonst kam die halbe Wohnung ins Rutschen. Schmal musste man sich machen und federleicht, man schwankte einen halben Meter über dem unebenen, von Abfällen, Plastiksäcken und Büchern übersäten Parkett. Auf sensible Kamerastative und allerlei anderes, Rollen, Projektoren, Bänder und Kassetten, ja halbe und ganze Modellschiffe, Eisenbahnerlampen und raue, gevierteilte Strassenpflöcke musste beim Gang durch die Wohnung besondere Rücksicht genommen werden. Das Meiste, was herumlag und im Weg stand, war wertvoll und durfte nicht umfallen, nicht einmal touchiert werden. Zu den Wänden hin türmten sich meterhohe Berge aus Zeitungen, Zeichnungen und Zetteln, Karton und Abfällen, Gerätschaften, altholländischen Geschichtsbüchern, kaputten Reifen, Möbeln und indonesischen Familienheiligtümern. Manchem Brett und manchem Holz, das einer kippenden Stelle unterlegt oder gegen die Schräglage eines rutschenden Hangs gerichtet war, musste, um die Stabilität der Wohnung nicht zu gefährden, rechtzeitig ausgewichen werden. Wie ein Storch musste man durch die Wohnung stelzen können, und manchmal dünkte es ihn, sein Freund, der für seine Körperfülle erstaunlich schlanke Beine hatte, sei in all den Jahren und inzwischen 81-jährig diesem Ideal recht nahe gekommen.
Die Küche war mit allem Ramsch und Gerümpel der Welt, aber auch mit Kostbarkeiten aus Java und den niederländischen Kolonien, mit Marseillerseife in schmucken Truhen und friesischem Porzellan in Seidenpapier dermassen überstellt, dass der Herd nicht mehr zu sehen und der Wasserhahn im Spültrog unter dem seit Jahren nicht gewaschenen Geschirr begraben und längst unter dem Geröllspiegel versunken war. Die einzige erreichbare Wasserquelle befand sich im Bad beim Lavabo. Die Dusche und der Spülkasten des Klos waren überwuchert mit vollen und leeren Behältern, mit bis zur Diele hinauf gestapelten Büchern über Schiffsbau und Architektur, seitlich an den Kacheln rankten sich auf hölzernen Kisten und aus feuchten, offenen Bananenschachteln alte Landkarten und Bauzeichnungen empor und ganze Jahrgänge von Automobilrevuen bis in die Fünfzigerjahre zurück, die obersten unter dem Toilettenventilator wie kleine Segel in der Brise flatternd. Im Lavabo war der Müllpegel auch etwa einsfünfzig hoch, aber doch der Hahn gerade noch so freigelegt, dass man mit einem kleinen Joghurtbecher und etwas Glück, man musste nur unfallfrei einen mittleren Oxer aus Zeitungsbündeln am Boden übersteigen, Wasser daraus gewinnen konnte. Man hielt den Becher in gebückter Stellung schräg unter den Hahn und musste aufpassen, dass man ihn nicht bis oben füllte, sonst floss das halbe Wasser bei der Absetzbewegung auf den Müllhaufen zurück, der das Lavabo vollkommen zustopfte. Doch ist ‚man‘ etwas viel gesagt, denn ausser ihm, wenn der Teufel los war, und natürlich seinem Freund selbst, der da wohnte, hatte niemand Zutritt zur Wohnung. Er reagierte auf niemandes Klopfen und Klingeln, es mochte kommen, wer wollte, und ein geheimer Code zwischen ihnen beiden stellte die einzige Verbindung her.
Aber die Nachbarin unten im Hausflur, mitten in der Nacht. Das Schlimmste wäre gewesen, sie wäre mit ihm nach oben gekommen und hätte des Freundes Wohnung so vorgefunden, wie sie nun einmal war. Sowieso war nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn er nicht eben nachhause gekommen wäre und sie in seiner Abwesenheit statt bei ihm zu läuten die Feuerwehr oder die Verwaltung alarmiert hätte. Sein Freund wäre hochkant aus der Wohnung geflogen und hätte niemals und von keinem Vermieter mehr eine andere gekriegt. Alles wäre aus gewesen und sie hätten ihn in eine Anstalt gesteckt. Er hielt die Nachbarin, die ihm voraus schon die Treppe hinaufsteigen wollte, einigermassen freundlich zurück und begleitete sie in ihre Wohnung hinein, eilte dann alleine hinauf und traf den alten Kameraden verzweifelt auf einem Dreifuss hockend an, der einzigen Sitzgelegenheit, deren er in seiner Mülltonne noch habhaft werden konnte. Er hatte tatsächlich den Hahn in der Toilette nicht zugedreht und war mit dem gefüllten Joghurtbecher fernsehschauen gegangen, bis das überlaufene Wasser zu ihm in die Stube gesickert kam.
Eine Fläche gab es, schmäler als er selbst, auf der sein Freund einigermassen zwischen Kisten und Kasten auf einer winzigen Matratze in Schräglage schlafen konnte. Von hier aus schaute er auch fern und hatte da auch Büro und Kleiderablage und Toilettensachen, und alles befand sich auf dieser Matratze und turmoch neben und abschüssig unter ihr und alles, um das sich sein ganzes Zuhause und sein Zuhausesein und Behaglichsein drehte, war imgrunde diese Matratze, nur sitzen konnte er nicht darauf, denn sie steckte, auf flauschiger, meterhoher Papier- und Schnipsel- und Fresskartonunterlage, in einer Art aus dem Müll gehauener Höhle, einer Höhle in der Müllhalde, engbegrenzt und angefeindet von kantigen Harassen und geblähten Büchergestellen, die sich von allen Seiten über sie wölbten und jederzeit kippen und tausend Bücher wie eine Horde Krieger über sie ausleeren konnten, und einer überhängigen Moräne von hinten, einer Abschwemmung des von ihnen beiden so genannten Mittelgebirges, das sich im Hintergrund fast über die ganze Stube ausbreitete und schon manchen Erdrutsch aus tonnenweise Papier und Möbelteilen, Ordnern und Schellackplatten, Autozubehör und leeren Getränkeflaschen ausgelöst hatte. Sein Freund konnte nur halbaufgerichtet liegend wohnen und fernsehen da und aus der Anhöhe seiner Höhle auf die flimmernde Welt und niemals ins Leere hinaus und doch auch ins Leere starren. Das Wasser hatte er nur zufällig, weit unten in den verzweigten Schluchten der Wohnung, kommen und heransickern sehen. Und weil er ausser den Hahn abzustellen weiter nichts tun konnte, nichts zum Wasserabschöpfen, weder Schwamm noch Tuch noch Kessel in dem ganzen Tohuwabohu fand, nur das unter einem abgewetzten Kopfkissen versteckte Telefon, mit dem er seinen abwesenden Freund aber nicht erreichen konnte, hatte er doch immerhin eben diesen Dreifuss auch noch gefunden, diesen wackligen, mehrfach geflickten Holzschemel, der aus einem japanischen Konzentrationslager stammte, hatte sich hinter der Eingangstür draufgesetzt und inmitten des Chaos nichts anderes als das Ende seiner Welt erwartet.
Nun war er seinem Freund also noch rechtzeitig vor der Feuerwehr und der Räumungsbehörde zu Hilfe gekommen und liess sich von ihm, der dabei aufstand und sich wiederbelebte und mit Armen und Schemel in der Luft herumfuchtelte und dutzende von Schmeissfliegen dabei aufscheuchte, das Nötigste rapportieren, um zu begreifen, dass jetzt grosse Eile, viele dicke Tücher und ein guter Scheuerlappen gefragt waren und was es sonst noch brauchen mochte, knöcheltiefes Wasser unter den erschwerten Bedingungen einer zugemüllten Wohnung abzuschöpfen. Das holte er denn auch eiligst alles herauf, kehrte mit Stecken und Lumpen und einem mit allerlei Zeugs gefüllten Waschbecken wieder, und sie befreiten erst das Badezimmer vom Wasser, weil von dort, von den beiden langen Heizungsrohren im Boden hinter der Toilettentür, die bis zur Diele hinaufreichten, das Wasser zur Nachbarin hinunterfloss, nur von dort hinunterfliessen konnte, durch die beiden Rohre, was sein Freund, der auf Knien das schlammige Wasser und beiläufig viel Dreck und Geröll mit einem kleinen Besen in eine Schaufel beförderte und dem andern zur Entsorgung in die Kloschüssel reichte, ihm in langen und detaillierten technischen Ausführungen erklärte, wie sie manche Männer oft und gerne halten. Es war eine schweisstreibende, mühsame Arbeit in dem stickigen Raum, in dem sich ein strenger Geruch aus der dickverkrusteten Kloschüssel mit der modrigen Ausdünstung von Schlamm und im Bodenwasser faulendem Abfall und nassen, tiefschwarz vollgesogenen Staubklumpen mengte. Sogar vom Lavabo her wehte ein jaucheähnliches Odeur, das aber auch ein bisschen an Motorenöl erinnerte, zu ihnen herunter, die auf den Knien den Boden trockenlegten. Die Schmeissfliegen, die erst noch zwischen der Wohnungstür und dem Klo hin und her geflogen waren, hatten schliesslich vor dem Gestank Reissaus genommen und sich in die Küche gerettet, wo sie nun in einem Stückchen schuttfreier Luft über dem zugeschütteten Herd einen sirrenden Ballen bildeten.
Wohin mit den tausend Schnipseln und Zetteln und Fotos über der Türschwelle, im Korridor neben und hinter der Eingangstür, auf den vom Wasser vollgesogenen Zeitungen überall am Boden gegen die Stube und die Küche zu verstreut, die sein Freund retten und trockenlegen, an einer Wäscheleine aufhängen wollte, wenn sich nur ein Platz dazu fände; denn es waren nicht nur Erinnerungen an Eltern und Geschwister und an die kolonialen Niederlande und den Krieg gegen die Japaner damit verknüpft, sondern auch allerlei Liebschaften und Sehnsüchte, die sich durch sein ganzes Leben zogen, nie hatte er eine Bekanntschaft, eine Begegnung oder schon nur einen kurzen Blickwechsel mit einem flüchtig an ihm vorübergehenden schönen Mann vergessen, an keinem Ort, in keinem Land, in dem er war, und er war in vielen Ländern gewesen, er hatte diese Menschen fotografiert, hatte sie zuhause genau nachgezeichnet in schönen und ausstilisierten Bleistiftporträts, auch in erotische Positionen hineingekritzelt, zu hunderten und tausenden allesinallem; und was er im Alltag an Notizzetteln oder Auflistungen fand, die schöne Menschen und früher auch junge Berufskollegen vielleicht achtlos liegengelassen oder gar schon fortgeschmissen hatten, das klaubte er hinter ihrem Rücken wieder hervor und legte es bei sich zuhause sorgsam zur Seite und hielt es in Ehren und hatte sogar, was davon schon früheren Wohnungsverwüstungen anheimgefallen war, doch immer noch einmal über die Zeitläufte gerettet und wenn nicht restauriert, so doch wenigstens nicht fortgeschmissen, er konnte doch nicht alle diese Menschen fortschmeissen; und wohin mit den Fotos von Menschen und Männern, die er seit Jahren aus Zeitungen und Zeitschriften sammelte und die nun in einer Wasserrinne unter den Möbeln schutzlos dahintrieben oder seinem Helfer auf die Müllschaufel gerieten und fast schon im Abfall gelandet wären, wenn er sich nicht im letzten Moment für sie gewehrt und sie herausgepresst hätte; wohin mit ihnen allen, die er aus den Zeitungen von Tea Rooms und Restaurants zusammentrug, das heisst, dass er pro forma einen Kaffee trank und die Zeitungen in einem unbemerkten Moment wegstibizte und die Fotos bei sich zuhause dann in Ruhe betrachtete und herausschnitt und die Zeitungen auf einen riesigen Stoss und die Fotos auf den Stoss daneben legte und manchmal auch umgekehrt und natürlich die Artikel dazu, die ihr interessantes Leben beschrieben, ein Leben, das ihn anzog und faszinierte, wohin mit ihrem Leben, mit all dem Leben, wohin; und wohin freilich auch mit den Versicherungsverträgen und Steuerunterlagen, den Krankenkassenbelgen und Postkontoververbuchungen, die es, man konnte nie wissen, lange aufzubewahren und solange sie aktuell waren, jederzeit bereitzuhalten galt, wohin mit den ungezählten Kassenbons, deren Beträge er noch zusammenzuzählen und in ein Büchlein einzutragen hatte, wer weiss, wo es zu finden war, er werde es schon finden, er habe noch immer alles gefunden und wenn einmal nicht, sei es ihm unverhofft und manchmal Jahre später doch wieder in die Hände gefallen, die Buchhaltungsunterlagen seiner Familie aus ihrer Zeit am Thunersee seien dafür ein schlagendes Beispiel, er habe sie Jahr und Tag gesucht und eigentlich schon abgeschrieben gehabt, aber dann eben doch in seiner Garage, die er oben am Hausberg der Stadt Bern sich hielt, endlich wiedergefunden, so sei es halt oft im Leben, man finde manchmal auch Dinge, nach denen man gar nicht mehr gesucht habe, weil man überhaupt nicht mehr gewusst habe, dass man sie habe; wohin mit den Abrechnungsbelegen von Lebensmittelläden und Buchhandlungen und Tankstellen und Kinoeintritten, auf Jahrzehnte zurück, die irgendwo gegen die Stube zu, sie waren unterdessen, drei Uhr in der Nacht, auf den Knien bis dorthin vorgerückt, zwischen einer Kommode und einem hölzernen Korpus, wahrscheinlich aus ihren ausgebeulten Schuhschachteln gekippt, schräg aus einer Spalte ragten und fast auch, es hätte nicht mehr viel gebraucht, hinunter ins Wasser geplumpst und den Bach runter und kaputt gegangen wären und mit ihnen Mitgliederbriefe und Rundschreiben von Altstadt- und Museumsvereinen und Mitteilungen von Motorradclubs aus Zürich, Basel und Amsterdam und solchen, die es längst nicht mehr gab, und eines Vereins von Geschädigten aus dem 2. Weltkrieg und spezieller, in urnenähnliche Behälter hineinbotanisierter Sand aus der Camargue und ein paar umgekippte Vasen und Koffern mit rarem Weisswein aus dem Berner Oberland obenauf, die seine Mutter, seit 35 Jahren tot, immer von ihrem Notar und heimlichen Freund geschenkt bekommen hatte; zu schweigen von allem andern, das irgendwo und überall im Wege lag, von Bootsteilen, Lagerprotokollen, Bilderrahmen, Erbstücken, Fundstücken, leichter und schwerer Fahrhabe undsoweiter undsoweiter und manch unbrauchbarem Krempel dazu, den zu sammeln und zu horten seines Freundes Leidenschaft nun einmal war und der natürlich auch, wollte man den Boden trockenlegen, umgelagert werden musste und doch mangels jeglicher freien Ecke nicht umgelagert werden konnte, sondern immer von einem der beiden Stück für Stück auf den Arm genommen und solange, stehend oder kniend oder irgend in der Hocke, wie die Verhältnisse es erlaubten, auf dem rutschigen Boden im Lot gehalten werden musste, bis der andere eine kleine Fläche mehr oder weniger trocken- und saubergewischt hatte und die Chose telquel wie’s grad kam halt wieder auf den Boden, an die selbe an sich ungeeignete Stelle, zurückgelegt werden musste.
Es gelang ihnen bis fünf Uhr in der Frühe einigermassen, den Schaden einzudämmen, damit kein Wasser mehr in den untern Stock abfliessen konnte. Gegen die Fensterfront ganz hinten in der Wohnung und die Balkontüre bildete das Mittelgebirge einen verlässlichen Schutzwall, wo nicht nur schon lange kein menschlicher Fuss, sondern auch das Wasser nicht mehr hinkam. Ein paar dicke, festgestampfte Zeitungs- und Kartonschichten, etwa am Boden des Eingangsbereichs oder den Oxer im Lavabo, hatte man noch nicht abgetragen und vorderhand in ihrem Zustand belassen, nachdem festgestellt war, dass sie zwar viel Wasser aufgesogen hatten, aber gottlob keine nennenswerte Menge wieder ausschwitzten, die irgendwie an Fussleisten oder in Rillen und Heizungrohre geraten und nach unten sickern konnte, und dass das Ganze deshalb ruhig noch etwas weiterfeuchteln und -modern mochte, der Mensch brauche auch einmal seinen gesunden Schlaf.
So trugen sie denn zum Abschluss in aller Heimlichkeit vor neugierigen Nachbarn und gerade noch vor Tagesanbruch mehrere bleischwere Abfallsäcke nach unten zum Container, die bloss zirka zu einem Drittel mit pflatschnassen Zeitungen gefüllt waren, mehr hätten sie nämlich beide mit ihren schlechten Rücken nicht tragen können und sowieso auf ärztliche Verordnung auch nicht tragen dürfen, so unglaublich schwer wog das vollgesogene Papier. Und dann gingen sie schlafen, sein Freund nach oben auf seine Matratze, aber vorher nehme er noch eine Dusche, eine japanische Dusche, und das hiess, er besprengte ein Tuch oder auch ein Hemd, was grad herumlag, mit dem Joghurtbecher und legte es sich tropfnass über die Schulter, so hatte er’s als kleiner Junge im KZ gelernt.
Und er ging in seine Wohnung zurück. Die Nachbarin, er lauschte einen Moment hinüber, schlief tief und fest. Eine Seele von Mensch, denn war sie nicht in finstrer Nacht mit Kübel und Kessel zur Stelle gewesen und abermals im Flur gestanden, nachdem er seine Siebensachen zur Rettung des Freundes zusammenramisiert und das zweite Mal nach oben hatte eilen wollen? Ob sie übrigens vor seiner Heimkehr nicht schon selber hinaufgestiegen und bei seinem Freund zwar nicht Sturm hatte läuten können, weil die Klingel nämlich abmontiert war, aber doch immerhin mit der Faust geklopft und werweiss gebrüllt hatte, das hatte ihm sein Freund nicht verraten wollen. Was doch Menschen manchmal für Geheimnisse voreinander haben, dachte er noch, bevor er sich ins Bett legte und kopfschüttelnd die Decke über die Ohren zog.
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